Ertragreiche Symbiose einer Fernbeziehung

25 Jahre Deutsche Einheit bedeuten für die Orte Ummendorf und Polle zugleich 25 Jahre Partnerschaft.

Reinhard Falke hat zwar die Anfänge noch nicht als Bürgermeister miterlebt, dafür aber den Großteil – mehr als 20 Jahre – dieser auf vielen Ebenen engen Ost-West-Beziehung und weiß, wie alles begann: „Aufgefordert durch den Niedersächsischen Städte- und Gemeindetag, sollten sich Städte und Gemeinden in Niedersachsen mit eventuellen Interessierten in Ostdeutschland zwecks Bildung einer Partnerschaft in Verbindung setzen. So nahmen die politisch Verantwortlichen um den ehemaligen Direktor der Samtgemeinde Polle, Willi Bost, Kontakt mit Ummendorf auf.“

Der erste Besuch in der Börde erfolgte am 3. Mai 1990 – ein halbes Jahr vor der Wiedervereinigung. Offiziell besiegelt wurde die Partnerschaft dann tatsächlich zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. Dazu pflanzten die Poller in Ummendorf eine Friedenseiche. „War es am Anfang hauptsächlich Verwaltungshilfe im für uns neuen gesellschaftlichen und kommunalpolitischen Umfeld, die von der Samtgemeinde Polle geleistet wurde, sind es heute viele freundschaftliche Beziehungen auf Vereins- und persönlicher Ebene, die die Partnerschaft tragen“, betont Falke.

Neue und spannende Herausforderungen wie kommunale Selbstverwaltung oder die in Ummendorf überaus erfolgreich betriebene Dorferneuerung wurden den Partnern im Osten seinerzeit durch die Erfahrungswerte aus Polle zur Umsetzung dargestellt. „So war Ummendorf die erste Gemeinde in Sachsen Anhalt, die einen Antrag zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm stellte“, erinnert sich Falke. „Im Ministerium in Magdeburg hatte man das Programm noch gar nicht auf der Agenda, wir waren also etwas zu schnell.“ Doch auch dafür hatten die Poller Rat parat: „Sie erklärten, man müsse immer ein Projekt in der Schublade griffbereit haben. So hat es Ummendorf, begleitet durch die Samtgemeinde Polle, in den zurückliegenden 25 Jahren oft gehandhabt.“

Neben den politischen bauten sich in der Folge schnell die partnerschaftlichen Kontakte zwischen den Vereinen auf. „Tragende Säulen sind die Freiwilligen Feuerwehren, Sportvereine, die Laientheatergruppen beider Orte und auch die Schulen“, weiß Falke, „es werden eigentlich jährlich gegenseitige Besuche zu den unterschiedlichsten Begebenheiten organisiert.“ Daraus resultiere eine zweckmäßig angenehme wie einfache Situation: „Längst sind aus Partnern Freunde geworden.“ Private Bande werden gepflegt bis hin zur gemeinsamen Urlaubsplanung.

„Es sind so viele schöne Dinge aus der Verbindung heraus entstanden und in den zurückliegenden 25 Jahren passiert, dass man das gar nicht alles aufzählen kann“, stellt Reinhard Falke fest. In eherner Erinnerung blieben jedoch die gemeinsamen Erfolge bis hin zu internationalen Meriten. So wurden die zu Polle gehörende Gemeinde Ottenstein und Ummendorf 2001 jeweils Bundessieger im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. 2002 beziehungsweise 2004 wurden beide Orte mit dem „Europäischen Dorferneuerungspreis“ ausgezeichnet.

Die nächste Generation knüpfe nahtlos an das Geschaffene an, ist Falke sicher: „Ehemalige Verantwortliche haben den Staffelstab weitergegeben. So kann man davon ausgehen, dass die Partnerschaft weiter gepflegt wird, eine Partnerschaft auf Augenhöhe und eine Symbiose zweier Dorfgemeinschaften, wofür nach 25 Jahren allen Dank gilt, die daran Anteil hatten und haben.“

Foto: Polles Bürgermeisterin Ulrike Weißenborn und ihr Ummendorfer Amtskollege Reinhard Falke ließen 25 Jahre Gemeindepartnerschaft Revue passieren. Foto: privat

Text: Rony Schoof - Volksstimme