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Von faulen Bauern, die ihre Zeit in der Schenke verbringen

Ummendorf, den 24.04.2008

350 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Fakten und zeitgenösischen Beobachtungen - Eine Reise zurück in die Zeit, "als die Börde boomte" verspricht die Begleitpublikation zur gleichnamigen Sonderausstellung im Börde-Museum Burg Ummendorf. Die Broschüre ist soeben erschienen (Volksstimme berichtete), 350 Seiten stark und mit über 300 Abbildungen ausgestattet.

In Wort und Bild werden vielzählige Belege für den unvergleichlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Magdeburger Börde im 19. Jahrhundert aufgeführt, den die Einführung des Runkelrübenanbaus zur Gewinnung von Zucker mit sich brachte. Unzählige Aspekte kommen zur Sprache: Magdeburger Spatenkultur, Wanzleber Pflug, Schnitterkasernen und Rübenpaläste, Aschen- und Koksgrude. Natürlich werden auch die Persönlichkeiten, die beim Boom den Ton angaben, beleuchtet, darunter Johann Wilhelm Placke, Johann Gottlob Nathusius, August Wilhelm Rimpau, Matthias Rabbethge, Andreas Heucke, Friedrich Behrendt und Reisepastor Hesekiel. Technische Neuerungen wie der Dampfpflug, das Polarimeter oder Diffusionsbatterien werden vorgestellt. Und damit ist die Themenfülle noch längst nicht vollständig. Denn der Blick geht auch auf Aktien von Zuckerfabriken, Prospekte von Saatgutfirmen, die Magdeburger Zuckerbörse, Eisenbahn, Braunkohle und Kali. Das "Ziersche Geheimnis" wird gelüftet und die Lehfeldtsche Trommelzentrifuge genauer betrachtet. Kurzum: Der Leser erfährt vieles über die Zusammenhänge der spannenden Entwicklungen in dieser Ära, die mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende ging. Garniert werden die historischen Fakten und Zahlen immer wieder mit zeitgenössischen Originaltexten. Museumsleiter Dr. Thomas Ruppel hat für die Volksstimme vier interessante und mitunter amüsante Beiträge ausgewählt, die wir in den nächsten Tagen veröffentlichen. Aus der Zeit um 1765 stammt die folgende Beschreibung des Dorfs Atzendorf und seiner Bewohner durch den dortigen Pfarrer Samuel Benedikt Carsted: "Die Einwohner des Dorfs werden in Bauren, Halbspänner, Cothsaßen, Handwerkern und Arbeitsleuten getheilt. Durch einen Bauer versteht man hier einen Ackermann. Der Name eines Bauren ist hir ein Ehrenname, man verstattet weder dem Halbspänner noch Cothsaßen, daß sie sich denselben öffentlich beylegen. Die Frau eines Bauren, wenn sie von ihrem Manne redet und sagen will, daß er nicht zu Hause, so spricht sie: ,Mein Mann, der Bauer, ist nicht zu Hause, ich wils den Bauren sagen, wenn er kommt." Das Gesinde in einem Bauerhofe nennt seine Herrschaft "Bauer" und "Frau". Der Bauer thut den ganzen Tag nichts, alsdaß er nach daßeinige bloß sieht und täglich die Schenke besucht. In der Saatzeit seet er selbst sein Korn und in der Erndte banset er daßelbe in die Scheune. Alle übrige Arbeit verrichten seine Leute. Kurz, der Bauer lebt hir wie ein Edelmann, der Knecht wie ein Bauer, und der Encke als ein Knecht. In der Lebensart und Aufwand ist zwischen den Bauer und Halbspänner hier gar kein Unterschied."

 

Foto: Titelbild des Begleitbandes zur Sonderausstellung 

 

Von Dr. Thomas Ruppel und Ronny Schoof

 

Bild zur Meldung: Von faulen Bauern, die ihre Zeit in der Schenke verbringen