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Über Reiz- und Unterwäsche "heretrecket"

Ummendorf, den 26.02.2019
Beim "Klatsch op Platt" hat der Ummendorfer Trachten- und Brauchtumsverein über Omas Unterwäsche gesprochen - inklusive Modenschau.

 

An eine fein gedeckte Kaffeetafel hatte der traditionspflegende Verein eingeladen. Rechts daneben ein langes und gut bestücktes Kuchenbufett, links an langen Wäscheleinen überwiegend Unterwäsche mehr aus Ur- als aus Omas Zeiten. Das älteste Himme ut Linnen von 1875. Nachdem Vereinsvorsitzende Kerstin Blume die Gäste begrüßt hatte, übergab sie an Ehrenmitglied Eva Brandt, ihres Zeichens Plattdeutsch-Mundartpflegerin und somit einmal mehr Wortführerin beim vergnüglichen Plattklatsch.

 

Ältestes Exponat von 1875

Die meisten der Anwesenden Frunslüü und Mannslüü sprechen wohl kaum so perfekt Platt wie Eva Brandt, aber sie verstanden sie gut, denn sie folgten ihren Ausführungen aufmerksam und fanden dabei viel Gelegenheit zum Lachen. Eva Brandt hatte sich mit dem Thema „Nacht- und Unterwäsche aus Omas Schrank“ sehr eingehend befasst und hielt praktisch eine Unterrichtsstunde dazu ab.

Sie holte in der Geschichte weit aus und begann bei Römern und Germanen. „De Germanen harrn korte Hosen ane. Dat wett man, weil de Römer, de ‚wallende Gewänder‘ anharrn, sick öwwer de Germanen un öhre Kledaje lustich maken daaten“, klärte Eva Brandt die Klatschrunde auf. „Erst wie de Zoldaten gen Germanien etrecket sind, het de römischen Zoldaten de Germanen wat na‘emaket un sick Hosen neihn laaten.“ Bei ihrem Exkurs in die Geschichte der Unter- und Nachtwäsche hatte sie eine Reihe von Illustrationen dabei, damit sich die Zuhörer ein Bild vom gerade Geschilderten machen konnten.

 

Exkurs in die Geschichte

Auf der Zeitenreise berichtete Eva Brandt auch über Dinge, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann. „Dat Himme, wat se am Dach anhatte, hat se ok nachts an“, schilderte sie alte Zeiten, oder sie berichtete, dass verschmutzte Unterwäsche zum Reinigen in den Kochtopf kam, dass Zille Unterwäsche zeichnete, wo bei der Hose zwischen den Beinen Luft war und dass es 1853 in Oschersleben satte 63 Drell- und Linneweber gab, die ihre Stoffe an die Ellenwarenhändler lieferten.

Sie erzählte dann auch die Geschichte des Büstenhalters und fasste sich kurz, als es um die aktuelle Unterwäschenmode ging: „Wei kennt dat alle, öldere Lüü – un dat sünd ja de meisten, de hüte hier sünd – könnt ofte bloot noch den Kopp schüddeln, wenn man süht, wat bie Nahbers, de ne junke Dochter het, op de Linich hänget. Dat is ofte en Stücke Band mit en Stoffstücke dranne, lüttcher wie ein Insteekedauk forr Mannlüü, passich taun Schlips.“

 

Anschließend Modenschau

Was die Mitglieder des Trachten- und Brauchtumsvereins in Omas und Uromas Schränken entdeckt, gewaschen und fein gebügelt hatten, präsentierten sie dann in einer Modenschau. Grobes und feines Leinen dabei, angesetzte Spitzen, und die Männer mit Nachtmütze und Kerzenlicht gaben der unterhaltsamen Unterrichtsstunde noch einen bildhaften Abschluss.

Auch wegen des vielen Beifalls, den es für die Akteure dieses Nachmittags gab, war der Titel „Kaffeeklatsch“ durchaus passend. Gewiss wurde auch über „de heretrecket de nich da sien“, wie Eva Brandt augenzwinkernd meinte.

 

Foto: Mitglieder des Trachten- und Brauchtumsvereins zeigten im Laufe des Nachmittags leibhaftig, worum es thematisch geht.

 

Text und Foto: Hartmut Beyer - Volksstimme

 

 

Bild zur Meldung: Über Reiz- und Unterwäsche "heretrecket"