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Bratfisch-Bilder als Schenkung

Ummendorf, den 26.09.2017

Der umfangreiche Bildernachlass von Bördemaler August Bratfisch im Börde-Museum Burg Ummendorf ist nochmals angewachsen.

 

 „Immer besonders wird es, wenn ein Sammlungsobjekt, das zu uns gelangt, nicht nur ein bloßes Zeitzeugnis ist, sondern eine eigene Geschichte erzählt und damit das Interesse an Heimatgeschichte weckt“, freut sich Museumsleiterin Nadine Panteleon über die Gaben des Wanzlebers Jürgen Götze. „Denn mit der jüngst erfolgten Schenkung zweier gerahmter Bilder aus dem Werkschaffen August Bratfischs ist das definitiv der Fall.“

Beide Bilder entstanden offensichtlich Anfang der 1930er-Jahre: ein Blumenstillleben in Aquarelltechnik sowie ein Landschaftsmotiv in Öl mit der Signatur „A. Bratfisch Letzlingen-Salchau 1932“. Letzteres trägt auf der Rückseite zudem eine Widmung folgenden Wortlautes: „Herrn Horst Götze zur freundlichen Erinnerung, August Bratfisch Wanzleben/Börde 15. 4. 1953“.

Bild als Dank für Rahmen

Zur Bedeutung dieser Widmung wusste Nachfahre Jürgen Götze dem Museum eine Schilderung der Ehefrau von Horst Götze, Frau Charlotte Götze, zu berichten: „Herr Bratfisch benötigte Keilrahmen, die er nicht mehr beschaffen konnte. Mein Mann [Horst Götze, 1925–1968] war Tischler und konnte Herrn Bratfisch die Rahmen herstellen. Seiner Sorge enthoben, schenkte Herr Bratfisch ihm das mit der Widmung versehene Bild.“

August Bratfisch war Mitglied der spätexpressionistischen Künstlervereinigung „Die Kugel“ in Magdeburg, die von 1919 bis 1923 bestand. „Aus dieser Schaffensperiode sind von den mehr als tausend Bildern und Blättern, die der ehemalige Leiter des Börde-Museums Heinz Nowak nach dem Tode Bratfischs vor dem Verlorengehen bewahrt hat, leider nur einige wenige ausdrucksstarke Arbeiten in der Museumssammlung überliefert“, sagt Nadine Panteleon und ergänzt dazu: „Bratfischs Mal- und Zeichenstil veränderte sich ab den 1930er-Jahren. Fortan widmete er sich verstärkt Blumenstillleben und Landschaftsbildern. Zahlreiche Aquarelle und Ölbilder entstanden, so auch das Landschaftsmotiv von Salchau in der Colbitz-Letzlinger Heide.“ Bratfisch hatte dort ein Wochenendhäuschen.

Ehepaar wurde nach Blumenberg evakuiert

Verknüpft mit der gesellschaftspolitischen Entwicklung in der Heideregion ist dann auch Bratfischs letztes Lebensdrittel, wie Panteleon feststellt: „Letzlingen-Salchau ist ein Ort mit wechselvoller Geschichte seit dem 13. Jahrhundert. 1935 kam es zur Zäsur schlechthin, begannen Arbeiten, um die Colbitz-Letzlinger Heide zu einem großen durchgehenden Schießplatz zu machen. Für etliche der knapp 400 Einwohner des Heidedorfes Salchau erfolgte eine Umsiedlung nach Blumenberg bei Wanzleben.“ Dorthin kamen auch August und Auguste Bratfisch, wenn auch aus anderem Grunde: Sie wurden nach dem Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 nach Blumenberg evakuiert. Der letzte gemeinsame Wohnort des Ehepaares war Wanzleben.

Für Nadine Panteleon steht somit fest: „Folgt man den Spuren des vermeintlich idyllischen Landschaftsausschnitts im Ölbild und begibt sich auf eine heimatgeschichtliche Erkundung, gelangt man zu einer interessanten Alltagsgeschichte, die zudem für den Künstler eine sehr persönliche Note hat.“

 

Aus Lothringen in die Letzlinger Heide: Bördemaler August Bratfisch

August Bratfisch, geboren am 24. Januar 1883 im lothringischen Metz, siedelte 1918 berufsbedingt nach Magdeburg über. Die Malerei war für den Werkschreiber der Reichsbahn ein Hobby, es gilt aber als sicher, dass er im Elsaß nebenberuflich eine künstlerische Ausbildung zumindest begonnen hatte. Bratfisch wurde in Magdeburg Mitglied der Künstlervereinigung „Die Kugel“, lernte hier auch seine spätere Ehefrau Auguste kennen. Inspiriert wurde er während dieser Zeit vornehmlich von der Heidelandschaft um Colbitz, wo er in seinem Salchauer Wochenendhaus viel Freizeit verbrachte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Luftangriff auf Magdeburg, in dessen Folge Bratfisch nach Blumenberg evakuiert wurde und schließlich in Wanzleben heimisch wurde, entdeckte er für sich den eigenen Charme der Börde und verstand es, diesen im Bild festzuhalten. Aufgrund seines Spätwerks wird er auch als Bördemaler tituliert.

 

Foto: Letzlinger Landschaft in Öl (August Bratfisch, 1932). Foto: Börde-Museum Burg Ummendorf

 

Text: Ronny Schoof - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Bratfisch-Bilder als Schenkung