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Landrat trifft auf Räuberhauptmann Rose

Ummendorf, den 14.01.2020
Eine Besitzurkunde aus dem Jahre 1145 ist Beweis dafür, dass Ummendorf bereits existierte und dem Kloster Berge gehörte.

 

Schon im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis unter dem Motto „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ hatte Ummendorf mit seinem Programm der Dorferneuerung überzeugt. Siegerehrung war am 7. Oktober 2004 im Großen Walsertal in Österreich. Dass man die Linie der Einzigartigkeit aber immer noch praktiziert, wurde auf der Festveranstaltung zum Auftakt des Jubiläumsjahres einmal mehr deutlich. Prägende Persönlichkeiten der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit, der Nachwuchs sowie auch historische „Prominenz“, gespielt von Mitgliedern des Burgtheaters, drückten dem feierlichen Empfang im Ummendorfer Dorphuus ihren Strempel auf.

 

Drei Variationen mit der Flöte

Zunächst gab die junge musikalische Garde der Gemeinde den Ton an. So Luise Thielecke, Hanka Hoffmann, Helene Heinze, Josefine Lemke, Greta Oppermann und Mathis Oppermann. Letzterer eröffnete den Festakt mit seiner Trompete und Bachs „Drei Variationen über ein Lied“. Grußworte folgten, ehe Martin Luther alias Thomas Kottler auf sich aufmerksam machte und seine Beziehungen zu Ummendorf schilderte.

 

Papst Lucius II. hat unterschrieben

Bürgermeister Reinhard Falke hatte zuvor eine Reihe von Gästen begrüßt, darunter auch die ehemaligen Ummendorfer Bürgermeister Christiane Ottenberg, Gerhard Wisch, Marita Fruth (fehlte krankheitsbedingt). Zur Geschichte Ummendorfs sagte Falke: „875 Jahre – ein langer Zeitraum, kaum zu erfassen und dennoch Wirklichkeit. Unsere älteste schriftliche Bestätigung datiert auf den 11. Januar 1145, wo Papst Lucius II. in Rom Ummendorf in einer Urkunde erwähnt. Gewiss ist Ummendorf noch viel älter, so gibt es Hinweise darauf, dass schon vor gut 2000 Jahren, also zu Zeiten Christi Geburt, im oberen Allertal erste Siedlungen bestanden haben, die Menschen sesshaft wurden.“

 

Neue Wege gehen

Landrat Martin Stichnoth betonte in seinem Grußwort die schon erwähnte Einzigartigkeit Ummendorfs und betonte: „Unser Landkreis hat 173.000 Einwohner, und ihre Gemeinde ist ein ganz fester Bestandteil in dieser Gemeinschaft. Es ist ein liebenswerter Ort, Sie können stolz auf ihn sein und vor allem darauf, wie Sie ihn auch im Griff haben. Wie sich ein Ort letztendlich entwickelt und nach außen wirkt, das machen die Menschen, das machen Sie.“ Abschließend ermutigte der Landrat dazu, „neue Wege zu gehen und dabei die Vereine weiter einzubinden, Kreativität zu entwickeln.“ Dazu passte dann auch bestens der „Rainbow Song“, den Josefine Lemke auf der Querflöte erklingen ließ.

Frank Frenkel als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Aller hob in seinem Grußwort hervor: „Geschichte und Gegenwart sind hier, für jeden sichtbar, eine gelungene Einheit.“ Das enorme bürgerliche Engagement in der Gemeinde trage zur Entwicklung wesentlich bei.

 

Rund 40 Personen geehrt

Andreas von Meyendorff, Ummendorfer Burgherr im 16. Jahrhundert und ein Schüler Luthers, verkörpert von Karsten Förster, erinnerte dann daran, dass er es war, der in Ummendorf die Küsterschule eingerichtet und die Schulpflicht eingeführt hatte. Auf die Gegenwart eingehend, äußerte er Unverständnis darüber, dass es heute mit der Bildung nicht immer so laufe. Über die bestehende Grundschule in einem seiner Burggebäude zeigte er sich aber sichtlich erfreut.

Räuberhauptmann Rose (Sven Theuring) ging anschließend schwerbewaffnet auf den Landrat zu und freute sich, dass der ihn heute nicht so hart verfolgen würde wie damals, Mitte des 19. Jahrhunderts, die gesetzliche Obrigkeit zwischen Aller und Lappwald.

 

500 Glasplatten mit alten Fotos

Aufmerksam sahen sich die Anwesenden dann eine Präsentation alter Fotos an, die Holger Ahrend zusammengestellt hatte und mit einigen Erklärungen begleitete. 500 Glasplatten, die meisten vom Musiklehrer und Fotografen Kurt Mosenhauer aufgenommen, hätte er bearbeitet, informierte Ahrend. Das sei aber noch nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Platten. Vor allem Gruppenfotos weckten das Interesse, da viele Personen noch nicht benannt werden konnten. So zum Beispiel das Bild vor der Gaststätte Engelke, von deren Treppe aus Rektor Maushake zu einer Menschengruppe spricht.

 

Engagement in Ummendorf

Das in den Worten von Stichnoth, Frenkel und Falke bereits hervorgehobene Engagement der Bürger für ihren Ort sollte nun auch handfest gewürdigt werden. Insgesamt rund 40 Personen erhielten eine Urkunde, eine Festschrift und einen Bildband. Reinhard Falke dazu an die Geehrten: „Ohne kommunalpolitisches Engagement, ohne den Einsatz und Leidenschaft in den Kommunen wäre die Entwicklung unserer Dörfer undenkbar. Sie haben ein ehrenamtliches Mandat in der Kommunalpolitik übernommen, das mit sehr viel Zeitaufwand sowie Verantwortung und auch mit Kompromissbereitschaft verbunden ist. Sie verdienen Respekt, Dank und Anerkennung, viel von der eigenen Zeit, den eigenen Ideen und Kräften aufzuwenden, um bürgerschaftlich, um ehrenamtlich in der kommunalen Selbstverwaltung tätig zu sein.“

 

Dorfentwicklung gelungen

Zu den verdienstvollsten Ehrenamtlichen Ummendorfs gehörten mit mehr als 30-jähriger Abgeordnetentätigkeit Astrid Jung-Beckermann und Dr. Erich Vogel. Über sie sagte Falke unter anderem: „Die beiden prägen ganz besonders die kommunalpolitische Arbeit über Jahrzehnte in Ummendorf. Vor allem im sozialen, sowie im bautechnischen Bereich haben sie Spuren hinterlassen. Ob Grundschule, Kindertagesstätte, Sportstätte, örtliche Bauvorschrift oder wiederkehrende Straßenausbaubeiträge – diese Themen liegen ihnen besonders am Herzen, also die Dorfentwicklung im Allgemeinen. Sie sind wichtige Kommunalvertreter, deren Wissen und Erfahrung immer gefragt sind. Das Augenmerk auf das Wichtige gerichtet und in die Tat umgesetzt. Die Liste der Verwirklichungen ist lang und sichtbar.“

 

Starthilfe aus Niedersachsen

Nachdem dann Koordinator Sven Uebrig eine sehr emotionale Laudatio auf das Ehrenamt gehalten hatte, wurde unter großem Beifall das Wirken des Hobbyfotografen und Fotochronisten Reinhard Ahrend (82) gewürdigt – und ebenso die Ummendorfer Ehrenbürger Willi Bost und Gunter Hirschligau. Bost, ehemaliger Gemeindedirektor der Partnergemeinde Polle in Niedersachsen, hatte sich bereits kurz nach der Wende um das Wohl der Gemeinde verdient gemacht. „Er hat uns gezeigt, wie kommunale Selbstverwaltung geht, was Dorfentwicklung und Dorferneuerung bedeutet“, blickte Reinhard Falke dankbar zurück. Und weiter: „Völlig uneigennützig hatte er uns 1990 gesagt, wie wir unser Dorf voranbringen können. Das war für uns Neuland und die Hilfe von unschätzbarem Wert. Ungezählte Stunden hat er nach Dienstschluss in seiner Freizeit die theoretischen Grundlagen für die positive Entwicklung unseres Dorfes gelegt. Das werden wir nie vergessen.“

 

Sonderlob für Gunther Hirschligau

Nicht minder lobenswert sei das Wirken von Gunther Hirschligau im Ort: „Schon beruflich als Gemeindepfarrer hat er für den sozialen Zusammenhalt und Ausgleich in der Gemeinde gesorgt. Die Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und politischer Gemeinde ist durch sein Wirken beispielhaft.“ Hirschligau war es auch, der 1989/90 mit anderen zusammen die politischen Zügel in Ummendorf in die Hand genommen habe: „Der Runde Tisch wurde als erstes demokratisches Gremium in Ummendorf ins Leben gerufen. Das Ummendorfer Bürgerforum wurde als Verein unter seiner Regie gegründet und ist seit 1990 wichtiger Bestandteil der politischen Arbeit im Gemeinderat.“ Auch im mittlerweile verdienten Ruhestand, ist Gunther Hirschligau alles andere als ruhig, bemerkte Falke: „Ganz im Gegenteil, so ist er auch seit 30 Jahren Mitglied des Gemeinderates und darüber hinaus aktiv in mehreren Vereinen.“

Richtig Schwung in den Saal brachte abschließend die Tanzgruppe „caba.red“ mit einem Rock ‘n‘ Roll und dem Tanz „Chicago“, und Moderatorin Isabelle Falke stellte am Ende der Veranstaltung das Programm für die Festwoche vor, die vom 3. bis 12. Juli stattfinden wird.

 

Foto: Vom Landrat über Luther bis zum Räuberhauptmann – die Akteure des Burgtheaters im Gespräch mit Martin Stichnoth (links).

 

Text und Foto: Hartmut Beyer - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Landrat trifft auf Räuberhauptmann Rose